# Die Großmut des Scipio
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Inventarnummer: 83.3
Beschreibung
Titus Livius berichtet in seiner sagenhaften Geschichte Roms (Ab urbe condita XXVI, 50) von einem Ereignis, das sich während des Feldzugs der Römer gegen die Karthager in Spanien zutrug. Dem siegreichen Feldherrn Publius Cornelius Scipio (Africanus maior, um 235-183 v. Chr.) war nach der Eroberung von Neukarthago (Cartagena) eine Jungfrau von außerordentlicher Schönheit als Gefangene zugefallen. Als Scipio sie nach ihrer Herkunft fragte, erfuhr er, daß sie mit Allucius, einem der vornehmsten Jünglinge unter den Celtiberiern, verlobt sei. Darauf ließ der Feldherr ihre Eltern und ihren Bräutigam zu sich kommen, versicherte ihnen, daß die Reinheit des Mädchens geachtet worden sei und er ihr die Freiheit schenken wolle. Als einzige Gegenleistung forderte er von Allucius, ein Freund des römischen Staates zu werden. Die kostbaren Geschenke, die ihm die Eltern des Mädchens angeboten hatten, wies er zurück und übergab sie dem jungen Paar als Brautgeschenk. Von der Güte und der Großmut Scipios bewegt, löste Allucius sein Versprechen ein und unterstellte sich dem Befehl des römischen Feldherrn. Restout hat sich mit dem Bild eng an die literarische Vorlage gehalten und den Höhepunkt der Erzählung dargestellt. Das Lager der Römer ist vor den Mauern der eroberten Stadt aufgeschlagen. Der Feldherr steht erhöht auf einigen Stufen unter einem Zeltdach und ist durch einen Purpurmantel hervorgehoben. Allucius kniet vor ihm und hat voller Dankbarkeit mit beiden Händen die Rechte des Feldherrn ergriffen, während dieser noch auf die weiß gekleidete Braut deutet. Auf der rechten Seite des Bildes bieten die Eltern der Braut mit beschwörenden Gesten kostbare Geschenke an, die wie ein prunkvolles Stilleben in der Mitte des Bildes vor dem Feldherrn niedergesetzt sind. Der bühnenartige Aufbau, die Gesten aller Figuren und die theatralische Regie der Szene konzentrieren alle Aufmerksamkeit auf die Hauptakteure. Die Komposition folgt ganz den klassischen Regeln der französischen Historienmalerei. Von rechts nach links drängen sich die beteiligten Personen heran und steigern in ihren Gesten und Bewegungen die Dramatik, die schließlich in der Figur des Feldherrn als der wichtigsten der Erzählung ihren Höhepunkt findet. Die Verteilung der Lokalfarben Rot, Blau und Weiß unterstützt die klare Gliederung. Durch den tiefen Blickpunkt des Betrachters kommt der Hintergrund nur knapp ins Bild. Die moralisierende Tendenz des Bildes ist nicht zu übersehen. Durch seinen Verzicht auf die Gefangene hat Scipio seine wahre Großmut bewiesen, die ihn zum Inbegriff des tugendhaften Herrschers werden ließ. Aus diesem Grunde hat auch Restout an diesem Beispiel weniger eine Begebenheit aus der römischen Geschichte als vielmehr vorbildhaftes menschliches Handeln vor Augen führen wollen. Er konnte sich dabei auf große Vorbilder aus dem 17. Jahrhundert berufen. Schon 1660/61 hatte Charles Lebrun (1619-1690) in seinem großen Bild mit der Familie des Darius vor Alexander (Versailles, Musée National) dieses Thema als Gleichnis für die Großmut eines Herrschers gemalt. Pierre Mignard (1612-1695) und Jean Jouvenet (1644-1717), der einstige Lehrer von Restout, hatten es mit wichtigen stilistischen Veränderungen weiterentwickelt. Restouts Fassung übersetzt endgültig das barocke Pathos des 17. Jahrhunderts in die Eleganz und Farbigkeit des frühen Rokoko. Eigentlich war Restout ein Kirchenmaler, der nur wenige Historienbilder geschaffen hat, darunter auch einen großen Triumph des Bacchus, den Friedrich der Große 1755 für die Ausgestaltung des Marmorsaals im Neuen Palais in Potsdam bei ihm bestellt hatte.
Die Großmut Scipios bildete einst das Gegenstück zu Hectors Abschied von Andromache, das im Salon von 1727 ausgestellt war. Beide Bilder waren noch bis zur Versteigerung der Sammlung Calonne in Paris im Jahr 1788 zusammen. Die Komposition des Gegenstücks ist durch eine Kopie im Museum von Halle überliefert, das Bild selbst ist verschol
Material/Technik
Leinwand
Maße
Bildmaß: 130 x 196,7 cm; Rahmenaußenmaß: 160,5 x 214,6 cm
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- Gemalt ...
+ wer: [Jean Restout (1692-1968)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=47252)
+ wann: 1728
## Links/Dokumente
- [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=863221)
## Schlagworte
- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=266)
- [Leinwand](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=17255)
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Stand der Information: 2021-07-23 16:35:16
[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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- http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=863221&resolution=superImageResolution#1039918